Auch wenn es sich paradox anhört: In der Altertumswissenschaft entsteht seit Jahren ständig Neues. Eine Fülle von Disziplinen und Schulen wie historische Anthropologie, Frauenforschung, Technikgeschichte, Kommunikationswissenschaft oder die Luftbild- und Unterwasserarchäologie schaffen neuartige Schwerpunkte und richtungweisende Thesen in der allgemeinen, vergleichenden und antiken Kultur- und Literaturwissenschaft.
Ein enzyklopädisches Gro\xa7 projekt an der Universität Tübingen, zu dessen Herausgebern der Altphilologe Prof. Dr. Hubert Cancik zählt, ist nun dabei, dieses aktuelle Wissen aufzubereiten. Der Neue Pauly - wie das Lexikon hei▀t - steht in der Tradition der `Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft', die vor über 100 Jahren von dem Stuttgarter Altertumskundler August von Pauly begründet worden war. Angelegt ist das Gesamtwerk auf 15 Bände, die bis zum Jahr 2002 erscheinen sollen. Der zweite Band kommt im Juni 1997 heraus
Mit insgesamt 24.000 Stichworten will der Neue Pauly vor allem die Kulturen des Mittelmeerraumes erfassen. Die neuartige Konzeption basiert dabei auf den Schwerpunkten Ägäistik (Schnittstelle von Orient und Okzident), Byzantinistik (Schnittstelle von Antike und Mittelalter) sowie Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte (Wirkung der Antike auf die Moderne). Die ca 2.000 Sichworte des neuen Bandes erleichtern Nachforschungen sowohl auf klassischen Suchgebieten, z. B. Athenai, Caesar oder Carthago Nova, als auch auf moderneren wie Badehose, Bautechnik, Bettelei oder Bildbegriff. Auch für eher optisch orientierte Nachfrager ist gesorgt: Neben Karten zu Themen wie dem Attisch-Delischen Seebund, der Balkanlinguistik oder dem Bataver-Aufstand finden sie Abbildungen in Texten, so z. B. zu Basilica oder Bart.
Ermöglicht wird dies durch die Mitwirkung von 20 Fachgebietsherausgebern und über 700 Autor(inn)en aus dem In- und Ausland. Au▀erdem arbeiten an dem Projekt Doktorand(inn)en des Philologischen Seminars mit, die die Artikel redigieren und korrigieren. Studierende können in einem Praktikum 'Lexikographie' lernen, wie man lexikalische Artikel verfa▀t und redigiert. Zudem findet in Verbindung mit dem Projekt regelmä▀ig ein Kolloquium zu Fragen der `EDV und Altertumswissenschaften' statt. So wird hier die oftmals geforderte `Schnittstelle' zwischen Theorie und Praxis, von Wissenschaft und Wirtschaft hergestellt.
Beate Baumann, Christa Frateantonio
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